Dauererreichbarkeit bekommt in herausfordernden Zeiten wie diesen eine ganz andere Bedeutung. Nach einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag von Friendsurance, schalten rund ein Drittel der Deutschen ihre Handys nie aus. Das ist der Fall unter “normalen Umständen”. Aktuell hat sich der Anteil derer, die ihre Handys im Dauerbetrieb haben, noch deutlich erhöht. Die Deutschen konsumieren aktuell ein so hohes Datenvolumen wie nie zuvor.
Wie unabkömmlich das Handy für den Menschen geworden ist, wird in Zeiten des Coronavirus noch offensichtlicher. Wir lesen laufend die neuesten Entwicklungen, informieren uns über Schutzmaßnahmen, machen einen digitalen Corona-Selbsttest, kommunizieren mit den Kollegen im Homeoffice. Wir telefonieren mit Familie und Freunden, um zu wissen, wie es ihnen aktuell geht, nutzen das Handy zur Kinderbeschäftigung (oder als häusliche Unterrichtshilfe) und nicht zuletzt, als Fernseher oder als stets verfügbares Ablenkungsinstrument für uns selbst. Alleinstehenden hilft das Medium, sich in schweren Zeiten nicht allein zu fühlen. In Zeiten von COVID-19 ist es unser aller Tor zur Außenwelt und vermittelt das Gefühl der Gemeinschaft. Dabei tragen wir das Handy fast immer am Körper oder haben es maximal eine Armlänge entfernt abgelegt – zur Sicherheit am Ladekabel.
Studien zeigen, dass Dauererreichbarkeit und Schnelllebigkeit Nutzer wie Handys gleichermaßen stressen. Dieser Stress kommt zu all den Unsicherheiten, Gedanken und Herausforderungen des neuen Alltags hinzu.
Psychologen und Soziologen raten deshalb dazu, dem Handy weniger Raum in unserem Alltag zu geben. Das ist in dieser Situation gerade noch stärker nötig, um den Stress zu reduzieren (die hilfreiche Kommunikation mit Familie und Freunden ausgenommen). Technik-Experten sprechen sich wiederum dafür aus, auch dem Handy mal eine Pause zu gönnen. So sollte das Handy mindestens beim Laden und nachts ausgeschaltet werden. Das schont zum einen den Akku und zum anderen gibt es dem Handy die Möglichkeit, Updates herunterzuladen, Altlasten zu beseitigen, Apps zu schließen und im Endeffekt schneller zu werden. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Schalten die Deutschen ihre Handys überhaupt noch aus?
Ein Drittel der Deutschen haben ihr Handy permanent in Betrieb
27 % der Deutschen schalten ihr Handy nie aus (Frauen wie Männer gleichermaßen). Dabei fällt auf, dass junge Leute (18-34 Jahre) am wenigsten bereit sind, ihr Handy auch mal ruhen zu lassen. Das ergab eine aktuelle, repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov mit über 2.000 Teilnehmern im Auftrag von Friendsurance.
Familien mit Kindern schalten weniger ab
Wie die Umfrageergebnisse im Einzelnen zeigen, genießen Nutzer ohne Kinder eher mal die Funkstille, denn sie sind in fast allen erfragten Situationen eher bereit auf ihre Handys zu verzichten, als es Familien mit Kindern sind. Unter den Familien mit Kindern gaben 34 % an, ihr Handy permanent in Betrieb zu haben, wohingegen unter den Kinderlosen lediglich 25 % die permanente Erreichbarkeit brauchen.
Generell gilt: Je mehr sie familiär involviert sind (mit Kindern, Partnern, Ex-Partnern), desto weniger trauen sich die Deutschen ihre Handys auch mal auszuschalten. Denn ein Großteil der familiären Kommunikation, aber auch der Organisation wurde aufs Telefon verlagert: Absprachen werden in Echtzeit und nicht mehr im Voraus getroffen, Erlebtes, Sorge, Tipps und Bilder leerer Einkaufsregale werden sofort geteilt und weniger beim Abendessen besprochen, der aktuelle Standort und das Wohlbefinden werden regelmäßig mitgeteilt. Für Familie und Freunde überall erreichbar zu sein, vermittelt ein gewisses Gefühl von Geborgenheit, Beistand, Sicherheit und Zusammenhalt.
Berufstätige sind stärker auf ihre Handys angewiesen
Unterschiede zeigen sich auch bei den Nutzern, die im Berufsleben stehen. Umfrageteilnehmer die mindestens 8 Stunden pro Woche arbeiten, kommen schwerer ohne Handy aus als Nutzer die weniger als 8 Stunden pro Woche arbeiten. Wer stärker im Berufsleben steht, ist allgemein besser vernetzt, er ist aber auch länger unterwegs (getrennt von der Familie) und das erfordert mehr Koordination.
Bisher wurde das private Handy oft genutzt um bei der Arbeit für Familie und Freunde erreichbar zu sein, bzw. in der Freizeit zum Teil auch um für den Arbeitgeber erreichbar zu sein oder unterwegs Arbeitsmails zu lesen. In der aktuellen Krise wird das Handy intensiv als Arbeitsmedium genutzt, um allen die im Homeoffice arbeiten die Abstimmung mit Kollegen und Kunden zu ermöglichen. Dabei greifen die meisten Mitarbeiter zu ihren privaten Geräten. Fragen des Datenschutzes werden in Zeiten der Pandemie zeitweilig ausgesetzt oder der veränderten Situation angepasst. Der Fokus hat sich gewandelt hin zu Aufrechterhaltung der Produktivität des Unternehmens, effektivem Arbeiten und in der Konsequenz zur Sicherung des Einkommens.
Die Süddeutschen sind disziplinierter im Umgang mit dem Handy
Die Süddeutschen, vornehmlich die Saarländer, die Baden-Württemberger und die Bayern gönnen sich und ihrem Handy öfter mal eine Ruhepause. Dahingegen können die Sachsen, Bremer und Thüringer deutlich weniger abschalten.
75 % der Deutschen kommen wenigstens nachts zur Ruhe
Fast ein Drittel aller Befragten (28 %) gaben an, unter normalen Umständen nachts das Handy immer auszuschalten. Weit mehr, schalten es zumindest stumm. Das Stummschalten bringt zwar dem Nutzer die nötige Ruhe und Entspannung, dem Gerät selbst bringt es nicht viel. Wer also die Lebensdauer seines Gerätes erhöhen möchte, geht noch einen Schritt weiter und schaltet sein Telefon nachts aus.
Jung und alt sind sich darin einig, dass sie beim Schlafen nicht gestört werden wollen. Ganze 75 % der Deutschen stellen ihr Handy nachts zumindest auf lautlos. Deutliche Unterschiede zwischen jung und alt bestehen darin, das Handy nachts ganz aus oder nur stumm zu schalten.
Von 18 bis 34 Jahren schaltet nur jeder Zehnte sein Gerät nachts gänzlich aus, ab 45 Jahren ist es schon jeder Dritte.
Darum sind die Handys derzeit im Dauerbetrieb
Eines steht fest: Das Handy ermöglicht uns einen nie dagewesenen Zugang zu den neuesten und zum Teil überlebenswichtigen Informationen. Es ermöglicht uns zudem starke Flexibilität in der Arbeitswelt und auch einen intensiven Austausch mit Familie und Freunden, auch über große Entfernung hinweg. Das lernen wir in der aktuellen Situation sogar noch mehr zu schätzen.
Warum ist Ihr Handy derzeit hauptsächlich im Dauerbetrieb?
Offen bleibt jedoch, wie sich unser Umgang mit dem Handy nach der Krise gestalten wird. Wird die Digitalisierung viel stärker vorangetrieben oder besinnen wir uns zurück auf das persönliche Miteinander? Werden gewisse Abläufe in Zukunft selbstverständlicher: Chatten mit den Großeltern, virtuelle Sport- und Schulstunden, mobiles Banking und ärztliche Ferndiagnose? Sicher ist, dass wir zu jeder Zeit Informationen konsumieren und mit anderen kommunizieren. Und der bequemste Weg scheint derzeit das Handy…