Ein Drink, den jede Bar anbietet: Flagge Taube
Vor wenigen Monaten verabredete ich mich mit ein paar Freunden in einer WhatsApp Gruppe für den Abend. Die Frage kam auf, welche Getränke es geben solle. Mein bester Freund schickte lediglich eine Kombination zweier Emojis:
Während die Mehrheit der Gruppenteilnehmer rätselte, welcher Drink “Flagge Taube” denn nun sei, war mir sofort klar: Heute gibt es Cocktails. Ohne uns weiter abzusprechen ließen wir die anderen im Dunkeln tappen. Ich kaufte alle Zutaten ein, brachte sie abends mit und wir verbrachten einen lustigen Abend.
Hätten Sie es gewusst? Um welches Getränk es sich handelt, lösen wir weiter unten auf.
Die Geschichte und Anwendungsbereiche von Emojis
Emojis sind eine Erfindung des Internetzeitalters. Das Emoji-System wurde 1997 vom japanischen Programmierer Shigetaka Kurita als Teil eines Programms zur Integration von Computern und Mobiltelefonen entwickelt. Der Vorteil von Emojis gegenüber Text ist die schnelle Eingabe und Vermittlung einer Emotion durch ein farbiges Symbol. Aber vorsichtig: In einigen Teilen der Welt kann z.B. ein Engel den Tod bedeuten und Händeklatschen steht für Geschlechtsverkehr.
Heute sind die Emojis in nahezu jedem Aspekt der Mainstream-Kultur zu finden. 92 % der Menschen nutzen sie online, sie erscheinen in mehr als einem von fünf Tweets und sind in Berichten aus dem Weißen Haus, an Flughafen-Sicherheitsschleusen, in Formularen zur Mitarbeiterzufriedenheit und in unzähligen Online-Umfragen zu finden.
Während die Debatte darüber geführt wurde, ob Emojis eine neue Sprach-Art darstellen oder einfach nur faule lexikalische Stellvertreter sind, lautet die wichtigere Frage heute: Was können wir tun, um uns in den tonalen und emotionalen Nuancen eines wachsenden Portfolios von Gesichtern, Herzen, betenden Händen und Raketenschiffen zurechtzufinden? Und wie kann man vermeiden, dass man in Schwierigkeiten gerät, wenn dasselbe Symbol in verschiedenen Ländern und Kulturen sehr unterschiedliche Handlungen / Emotionen darstellt?
Emojis sind im Grunde genommen weder “universell” noch eine echte “Sprache”. Vielmehr sind sie allenfalls ein stilistisches Mittel, das zur Ergänzung unserer Sprache verwendet wird. Emojis können und wollen für sich genommen keinen sinnvollen Kommunikationscode zwischen zwei Teilen darstellen. Vielmehr werden sie zur Aufwertung von Texten und Social-Media-Nachrichten sowie im Arbeitsumfeld als eine Art zusätzliche Interpunktion und Emotionsausdruck verwendet.
Emojis bieten dem durchschnittlichen E-Mail-Schreiber, SMS-Versender oder Social-Media-Poster die Möglichkeit, seinen Nachrichten einen emotionalen Kontext zu verleihen und Empathie auszudrücken. Mit Emojis können Menschen dies so einfach und natürlich tun wie mit einem Gesichtsausdruck oder einer Geste, wenn es mit jemandem von Angesicht zu Angesicht gesprochen wird.
Der Zeitpunkt des Popularität-Anstiegs von Emojis ist vielleicht auch kein Zufall. Da unsere elektronische Kommunikation kürzer und schneller geworden ist und immer mehr gesprochener Sprache als geschriebenem Wort gleicht, besteht ein wachsendes Bedürfnis, unsere Gefühle und Emotionen auf einfache Weise in diese Nachrichten einzubringen. Ohne ein Lächeln oder einen sympathischen Tonfall läuft eine einzeilige Nachricht sonst Gefahr, als negativ, herrisch oder gar unhöflich missverstanden zu werden.
Dass Aufkommen von Emojis am Arbeitsplatz
Schon vor der Pandemie war die Verwendung von Emojis in Arbeitsteams weit verbreitet, so Christina Janzer, VP of Research & Analytics bei Slack. Durch den Einsatz von Emojis in Instant-Messaging-Chatdiensten können Mitarbeiter informeller und ausdrucksstärker kommunizieren.
Emojis haben nicht nur das Geplauder im Büro entschärft, sondern auch den Informationsaustausch vereinfacht. Nach einer Schätzung verarbeitet das Gehirn Bilder 6 bis 600 Mal schneller als reinen Text, so dass Emojis vergleichsweise leicht zu verdauen sind. Sie sind auch bemerkenswert einfach zu verschicken. Die Verfasser von Sofortnachrichten ordnen die Emojis oft nach Themen und bieten ein Schnellzugriffsmenü mit häufig verwendeten Auswahlmöglichkeiten an. Wenn Sie den gewünschten Ausdruck nicht sofort sehen, können Sie oft danach suchen. Geben Sie zum Beispiel “Lächeln” in die Suchleiste im Emoji-Dialogfeld von Slack ein, und Sie finden mehr als ein Dutzend Optionen: ein Grinsen, ein Lächeln, ein schwitzendes Lächeln, lächelnde Augen, ein mit der Zunge wedelndes Lächeln, eine lächelnde Katze, einen lächelnden Kobold.
Es wird immer häufiger festgestellt, dass Menschen viel informeller, ungezwungener und ausdrucksstärker arbeiten wollen. Verspieltheit muss kein Widerspruch zur Arbeit sein. Eine von Slack in Auftrag gegebene Umfrage des Marktforschungsunternehmens OnePol unter 2.000 verstreuten Arbeitsteams in den USA bestätigt diese Einschätzung. Die Umfrage ergab, dass 72 % der Mitarbeiter “hoffen, weiterhin informelle Arbeitsnachrichten anstelle von Arbeitsplatzjargon zu verwenden” und 78 % der Befragten sagten, dass “die Verwendung von Emoji und GIFs die Arbeit flexibler, freundlicher und integrativer gemacht hat”.
Wie Emojis bei der Arbeit verwendet werden:
- Steigerung der Produktivität. Die Verwendung von Emojis als Lesebestätigung kann dabei helfen, im Auge zu behalten, welche Teammitglieder wichtige Ankündigungen gesehen und gelesen haben. Emojis wie 👀 oder ✅ eignen sich gut.
- Ausdruck von Persönlichkeit und Tonfall. Emojis können dazu beitragen, Nachrichten abzumildern, die als schroff oder unhöflich aufgefasst werden könnten, indem sie als Satzzeichen dienen oder kurzen Nachrichten mehr Ausdruck verleihen.
- Anzeige des Status. Symbole, die anzeigen, wann jemand spazieren geht, sich um die Kinder kümmert oder konzentriert arbeitet, können anderen Teammitgliedern helfen, schnell zu verstehen, wann jemand verfügbar ist.
- Errungenschaften feiern. Feuerwerk, Gläserklirren und Konfetti sind schnelle, visuelle Wege, um individuelle und Team-Meilensteine zu würdigen. Um sicherzustellen, dass die Anerkennung gerecht ist und nicht zu einem Beliebtheitswettbewerb wird, sollten sich Manager und Teammitglieder derjenigen bewusst sein, die vielleicht weniger anerkannt sind.
- Förderung der Integration. Ein bewusster Umgang mit der Darstellung von Emoji-Hautfarbe und Geschlecht kann das Gefühl der Zugehörigkeit und Kameradschaft unter Kollegen stärken.
- Einfühlungsvermögen mit Nutzer. Emojis sind im Social-Media-Marketing oft effektiv, da die Nutzer eine leichtere, informelle Kommunikation erwarten.
Die Emoji-Etikette ist wichtig. Es wäre schön, die Art und Weise zu berücksichtigen, wie Menschen sie möglicherweise falsch interpretieren. Das Kussmundgesicht ist ein perfektes Beispiel. Das sollte nur bei Leuten auf der Arbeit verwendet werden, zu denen Sie ein sehr vertrauensvolles Verhältnis haben. Von denen Sie wissen, dass sie das nie falsch interpretieren werden. Man muss die Verantwortung für die Emojis übernehmen, die man sendet, genauso wie man für die Worte, die man bei der Arbeit benutzt, verantwortlich sein muss. Sie sollten angemessen und respektvoll sein.
Bei Friendsurance ist die Verwendung von Emojis eine gängige Praxis, die die Kommunikation erleichtert und beschleunigt. Ein Standardsatz von Smilies entspricht jedoch nicht immer unserem Bedürfnis, eine bestimmte Emotion zu übertragen. Genau aus diesem Grund haben wir eine sehr breite Palette von benutzerdefinierten Emojis. Bei Slack bspw. ist es ganz einfach, das eigene Emoji hochzuladen. Man braucht dazu keine besonderen Kenntnisse: einfach ein passendes Bild unter dem Button “Emoji hinzufügen” hochladen et voilà!
Unter Anderem kann man mithilfe Bitmoji-App einen entsprechenden Avatar erstellen und auf Slack herunterladen. Diese können wie Emojis als auch ein Bild/Foto rausgeschickt werden.
Beispiele gängiger Emojis mit verschiedenen Bedeutungen
Wenn man sich zu sehr auf Emojis verlässt, kann das einige Probleme verursachen. Wir alle haben mehr oder weniger Zugang zu den gleichen Emojis, aber was wir mit diesen Emojis meinen, ist je nach Kultur, Sprache und Generation sehr unterschiedlich. Während das Daumen-hoch-Symbol in der westlichen Kultur ein Zeichen der Zustimmung sein mag, wird es in Griechenland und im Nahen Osten traditionell als vulgär und sogar beleidigend interpretiert. Es ist eine obszöne Beleidigung, die so viel bedeutet wie “Setz dich drauf”, was das Äquivalent zum erhobenen Mittelfinger ist.
Ebenso wird in China das Engel-Emoji, das im Westen für Unschuld oder eine gute Tat stehen kann, als Zeichen für den Tod verwendet und kann als bedrohlich empfunden werden. Engel sind Boten Gottes, vor allem im Judentum, Christentum und Islam, dadurch hat die Abbildung ein positive Konnotation. Chinesische Kultur wurde durch andere Religion und Symboliken geprägt, die nicht in gleicher Weise interpretiert sind.
In ähnlicher Weise werden die Applaus-Emojis im Westen verwendet, um Lob zu zeigen oder Glückwünsche auszusprechen. In China hingegen ist es ein Symbol für… Geschlechtsverkehr. Vielleicht wegen der entstehenden Klatschgeräusche “Pah-pah-pah” ( 啪啪啪啪 ), die auch beim schnellen Laufen in Flip Flops zu hören sind. Oder eben beim Sex.
Am verwirrendsten ist jedoch, dass in China das leicht lächelnde Emoji nicht wirklich als Zeichen der Freude verwendet wird. Da es das bei weitem am wenigsten enthusiastische der verfügbaren positiven Emojis ist, impliziert die Verwendung dieses Emojis stattdessen Misstrauen, Unglauben oder sogar, dass sich jemand über Sie lustig macht.
Wenn man sich jedoch der kulturellen Unterschiede bewusst ist, können diese kleinen Piktogramme die Menschen einander wirklich näher bringen und die Kommunikation erleichtern. Emojis haben mehr Vorteile als Nachteile, vorausgesetzt, dass kulturelle Fallstricke uns bewusst sind.
Auflösung:
Bei dem Getränk handelt es sich natürlich um den beliebten Cocktail Cuba Libre! Seither trägt das Getränk in unserem Freundeskreis (und inzwischen auch darüber hinaus) jedoch den Namen: Flagge Taube. Soviel zum Thema Missverständnisse durch Emojis ohne Kontext 😉