Kinder müssen permanent mit dem Handy um die Aufmerksamkeit der Eltern und Großeltern konkurrieren
Hätten Sie erwartet, dass wir bei der Arbeit eher bereit sind, uns nicht vom Handy ablenken zu lassen, als in Anwesenheit unserer Kinder? Genau das ergab eine aktuelle repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov mit über 2.000 Teilnehmern im Auftrag von Friendsurance.
Nur 50% der Umfrageteilnehmer gaben an, in Anwesenheit der Kinder oder Enkelkinder das Smartphone ruhen zu lassen (zumindest auf lautlos zu stellen). Wenngleich das Handy nützlich ist, um Alltagsaufgaben zu erledigen (Einkäufe, Online Banking, Abstimmung mit dem Partner oder mit Spielkameraden der Kinder), legen Studien nahe, dass die übermäßige Verwendung des Smartphones die Eltern-Kind Beziehung beeinträchtigt.
Kaum überraschend verzichten die 45-54 Jährigen am wenigsten (42% der Befragten) auf ihre Handys in Anwesenheit von Kindern und Jugendlichen. Zum einen, da sie bereits ältere Kinder haben, die allein unterwegs sind und die Eltern im Notfall oder für Absprachen erreichen müssen, zum anderen, da die Jugendlichen mit dem eigenen Smartphone beschäftigt sind und Impressionen teilen oder sich verabreden.
Gelten im Job klare Regeln bezüglich der privaten Handynutzung, gibt es kaum fundierte Anleitungen für den Umgang mit Medien in Anwesenheit von Kindern. Bei der Arbeit gehen wir mit dem privaten Handy zurückhaltend um, anders sieht es in unserer “privaten Zeit” aus, auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, im Urlaub. Handys gehören dadurch für Kinder und Jugendliche schon ganz selbstverständlich zum Alltag.
Welche Auswirkung hat das auf unsere Kinder? Sind Eltern und Großeltern dadurch schlechte Vorbilder? Oder bereiten sie die Kinder auf eine unumgängliche digitale Zukunft vor?
Familien mit Kindern schalten weniger ab
Wie die Umfrageergebnisse im Einzelnen zeigen, verzichten Familien mit Kindern weniger auf ihre Handys, als Nutzer ohne Kinder. Letztere genießen in fast allen erfragten Situationen eher mal die Funkstille.
Unter den Familien mit Kindern gaben ein Drittel an, ihr Handy permanent in Betrieb zu haben, wohingegen unter den Kinderlosen lediglich ein Viertel die gleiche Angabe machte.
Einzige Ausnahme: Bei der Arbeit in Meetings. Hier wollen Eltern (mehr als Befragte ohne Kinder) sicherstellen, dass das Telefon nicht klingelt (z.B. weil die Kita, die Schule oder Jugendliche selbst plötzlich anrufen).
Gemeinschaft mit dem Gegenüber ist uns wichtig, vor allem beim Essen
Beim Essen wird es persönlich, wir stellen uns auf unser Gegenüber ein, haben Augenkontakt und tauschen uns aus. Wir schweigen uns nicht an, wobei jeder seine Nachrichten beantwortet oder die letzten Neuigkeiten liest.
80% der Deutschen wollen beim Essen in Gesellschaft anderer nicht vom Handy gestört werden. Dabei wollen die 25-34-Jährigen beim Essen in Gemeinschaft immer noch stärker erreichbar bleiben (74% stellen ihr Handy aus oder stumm), als die über 55-Jährigen (mit 84%).
Partnerschaft verändert den Umgang mit Medien
Ledige Umfrageteilnehmer gönnen sich die meisten handyfreien Zeiten, sei es bei der Arbeit, im Urlaub, am Geburtstag oder bei der Autofahrt.
Umfrageteilnehmer mit Partnern ziehen es vor ungestört zu sein, wenn sie sich mit ihren Kindern beschäftigen, die Zweisamkeit mit dem Partner genießen oder nachts zur Ruhe kommen wollen.
Getrennt Lebende, Geschiedene oder Verwitwete scheinen (verständlicherweise) ein stärkeres Bedürfnis nach externer Kommunikation zu haben oder sich sicherer zu fühlen, wenn das Handy an bleibt, selbst nachts. Dahingegen genießen diese das Essen in Gesellschaft oder die Treffen mit Freunden besonders intensiv, ohne sich vom Handy ablenken zu lassen.